M45 - Plejaden

Mythologie
Atlas und Pleione
Atlas war ein Titan, der wegen seiner Rolle im Titanenkrieg von Zeus dazu verurteilt wurde, die Himmelssphäre auf seinen Schultern zu tragen. Pleione war eine Okeanide, eine Tochter des Meeresgottes Okeanos und der Tethys. Sie galt als Göttin des Wassers, der Beschützerin der Natur und insbesondere der Seefahrer. Atlas und Pleione heirateten und lebten in Arkadien. Aus ihrer Verbindung gingen mehrere Kinder hervor, darunter die sieben Töchter, die als Plejaden bekannt wurden.
Die sieben Töchter von Atlas und Pleione waren:
1. Maia
2. Electra
3. Taygete
4. Alcyone
5. Celaeno
6. Sterope (auch Asterope)
7. Merope
Diese sieben Schwestern sind nach einem Sternhaufen im Sternbild Stier benannt, den wir heute als die Plejaden kennen. Sie spielen eine bedeutende Rolle in der griechischen Mythologie.
Die Verfolgung durch Orion
Die Legende erzählt, dass die sieben Schwestern außergewöhnlich schön waren. Der Jäger Orion sah sie eines Tages und begann, sie zu verfolgen. Er war von ihrem Anblick so fasziniert, dass er ihnen unermüdlich nachstellte. Um die Töchter zu schützen, bat Pleione die Götter um Hilfe. Zeus erhörte ihre Bitte und verwandelte die Schwestern in Tauben, die daraufhin in den Himmel flogen. Dort wurden sie als Sterne am Firmament verewigt.
Die Bedeutung der Plejaden
Die Plejaden sind nicht nur in der griechischen Mythologie bekannt, sondern auch in anderen Kulturen, die den Sternhaufen beobachteten. In der griechischen Sage steht der Himmelsaufstieg der Plejaden auch in Verbindung mit dem Schicksal ihres Vaters, Atlas, der für immer die Last des Himmels tragen muss.
Die Schwestern sind außerdem eng mit der Landwirtschaft verknüpft: Das Erscheinen der Plejaden am Nachthimmel markierte den Beginn der Pflanzzeit, während ihr Verschwinden den Beginn der Ernte ankündigte.
Die Sieben Schwestern und die Mythologie
Jede Schwester hat ihre eigene Geschichte in der griechischen Mythologie:
• Maia war die älteste und wurde die Mutter des Gottes Hermes, gezeugt von Zeus.
• Electra war die Mutter von Dardanos, dem mythischen Gründer Trojas.
• Taygete soll Zeus widerstanden haben und wurde zur Beschützerin des Bergs Taygetos in Sparta.
• Alcyone war mit Poseidon verbunden.
• Celaeno und Sterope hatten ebenfalls Verbindungen zu Göttern und Helden.
• Merope, die jüngste, ist die einzige Sterbliche unter ihnen. Sie heiratete den sterblichen König Sisyphos und wurde oft als die “verlorene” Schwester bezeichnet, da sie vor Scham über ihre Verbindung zu einem Menschen im Sternenhaufen am schwächsten leuchtet.
Die Plejaden spielten eine bedeutende Rolle in vielen weiteren antiken Zivilisationen, sowohl in kultureller als auch in religiöser Hinsicht. Der auffällige Sternhaufen war für viele Völker ein wichtiger Bezugspunkt für Landwirtschaft, Navigation und Mythologie. Hier sind einige Beispiele, wie die Plejaden in verschiedenen antiken Zivilisationen eine Rolle spielten:
Babylonien
Die Babylonier kannten die Plejaden als “MUL.MUL”, was “Sternhaufen” bedeutet. Sie waren eines der ältesten aufgezeichneten Himmelsobjekte in der babylonischen Astronomie:
• Die Plejaden wurden als ein göttliches Symbol angesehen und mit den Fruchtbarkeitsgöttinnen Ishtar und Ninlil in Verbindung gebracht.
• Sie dienten als Orientierungspunkt für Kalender und Rituale, insbesondere für die Bestimmung der Jahreszeiten.
Ägypten
In der ägyptischen Astronomie wurden die Plejaden möglicherweise mit den Göttinnen der Schöpfung und Fruchtbarkeit assoziiert. Obwohl sie nicht so prominent wie die Sterne des Orions oder Sirius waren, spielten sie dennoch eine Rolle:
• Einige ägyptische Tempel sind so ausgerichtet, dass sie die Plejaden während bestimmter Zeitpunkte im Jahr beobachten lassen, was auf ihren Einfluss auf den Kalender und religiöse Zeremonien hinweist.
Mesopotamien
In Mesopotamien symbolisierten die Plejaden eine Gruppe von Göttern, die mit dem Himmelsgott Anu in Verbindung standen. Sie tauchen in mythologischen Texten und Keilschrifttafeln auf:
• Die Plejaden wurden als Vorboten des Neuen Jahres oder der Fruchtbarkeitssaison interpretiert.
• Sie galten auch als Zeichen für Wohlstand und Schutz.
Indien
Im alten Indien wurden die Plejaden als Krittika im Sanskrit bezeichnet. Sie spielten eine zentrale Rolle in der vedischen Astronomie und Mythologie:
• Sie wurden mit den sechs Ammen des Kriegsgottes Kartikeya in Verbindung gebracht.
• Der Mondkalender basierte teilweise auf den Plejaden, und sie markierten den Beginn eines der Mondhäuser (Nakshatra).
Maya-Zivilisation
Die Plejaden hatten in der Astronomie und Mythologie der Maya große Bedeutung:
• Der Plejadenaufgang war ein Schlüsselmarker für den Beginn der landwirtschaftlichen Saison.
• Der Kalender der Maya war mit den Plejaden und ihrem zyklischen Erscheinen am Himmel synchronisiert.
• Sie glaubten, dass die Plejaden mit der Schöpfungsgeschichte verbunden seien und als Tor zum Himmel dienten.
Polynesische Kulturen
Die Polynesier kannten die Plejaden als Matariki, was “kleine Augen” bedeutet, und verbanden sie mit Navigation und Jahreszeiten:
• Ihr Erscheinen im Juni markierte den Beginn des polynesischen Neujahrsfestes.
• Die Plejaden dienten den Seefahrern als Orientierungshilfe bei der Navigation durch den Pazifik.
Indianische Kulturen Nordamerikas
Viele indigene Stämme Nordamerikas verbanden die Plejaden mit Legenden und Ritualen:
• Die Navajo sahen die Plejaden als “Sternensaat”, die die Balance zwischen Himmel und Erde repräsentierte.
• Die Lakota erzählten von den Plejaden als einem Tor, durch das die Seelen der Verstorbenen reisen.
• Die Plejaden wurden auch als Vorboten des Winters angesehen, da ihr Verschwinden den Beginn der kalten Jahreszeit markierte.
Bedeutung als Zeitmesser
In fast allen diesen Kulturen wurden die Plejaden als “Himmelskalender” verwendet. Ihr jährlicher Zyklus half den Menschen, die Jahreszeiten zu bestimmen und ihre Landwirtschaft, Rituale und Reisen darauf abzustimmen.
Die Plejaden wurden bereits in der Antike von verschiedenen Kulturen beobachtet und dokumentiert. Die formale Katalogisierung begann jedoch erst mit den ersten systematischen Sternkatalogen in der Antike und wurde später von Astronomen der Neuzeit präzisiert.
1. Erste Erwähnungen in der Antike
• Babylonische Astronomie (ca. 2000 v. Chr.):
Die Babylonier kannten die Plejaden als “MUL.MUL” und beschrieben sie als eine Gruppe von Sternen, die mit landwirtschaftlichen und religiösen Kalendern verknüpft waren. Diese Erwähnungen zählen zu den ältesten bekannten Aufzeichnungen über die Plejaden.
• Homer (8. Jahrhundert v. Chr.):
In der griechischen Literatur werden die Plejaden in der Ilias und der Odyssee erwähnt. Homer beschrieb sie als Orientierungshilfe für Seefahrer und Bauern.
• Hesiod (ca. 700 v. Chr.):
In seinem Werk Werke und Tage verknüpfte Hesiod die Plejaden mit landwirtschaftlichen Aktivitäten. Er beschrieb den Zeitpunkt ihres Erscheinens und Verschwindens und ihre Bedeutung für die Aussaat und Ernte.
• Chinesische Astronomie (ca. 2350 v. Chr.):
Die Chinesen nannten die Plejaden Mao und führten sie in ihren frühen Sternkatalogen als Teil des Mondhausesystems (Hsiu) auf.
2. Hellenistische Astronomie
• Hipparch (ca. 190–120 v. Chr.):
Der griechische Astronom Hipparch erstellte einen der ersten umfassenden Sternkataloge. Er verzeichnete die Plejaden als Teil des Sternbildes Stier (Taurus). Hipparch war bekannt für seine präzisen Messungen der Positionen von Sternen.
• Ptolemäus (2. Jahrhundert n. Chr.):
Im Almagest, einem der einflussreichsten astronomischen Werke der Antike, führte Ptolemäus die Plejaden auf und ordnete sie dem Sternbild Stier zu. Sie wurden jedoch nicht als separater Sternhaufen beschrieben, sondern als Teil des Sternbilds.
3. Islamische Astronomie
• Al-Sufi (10. Jahrhundert):
Der persische Astronom Al-Sufi katalogisierte die Plejaden in seinem Werk “Das Buch der Fixsterne” (Kitab al-Kawakib al-Thabitah). Er beschrieb sie als einen kleinen Sternhaufen mit sichtbaren und unsichtbaren Sternen. Al-Sufi war einer der ersten, der die Plejaden explizit als Gruppe erwähnte.
4. Europäische Renaissance und Neuzeit
• Tycho Brahe (1546–1601):
Der dänische Astronom Tycho Brahe nahm die Plejaden in seine detaillierten Sternkataloge auf. Er verwendete präzisere Instrumente, um ihre Positionen am Himmel zu messen.
• Johann Bayer (1603):
In seinem Sternatlas Uranometria stellte Johann Bayer die Plejaden als Teil des Sternbilds Stier dar. Er führte das System der Bayer-Bezeichnungen ein, wobei die Plejaden jedoch keine individuellen Buchstaben erhielten.
• Giovanni Battista Hodierna (1654):
Der italienische Astronom Giovanni Battista Hodierna war einer der ersten, der die Plejaden als einen eigenen Sternhaufen erkannte. Er identifizierte 36 Sterne, die mit bloßem Auge oder kleinen Teleskopen sichtbar waren.
5. Moderne Astronomie
• John Flamsteed (1646–1719):
Flamsteed katalogisierte die Plejaden in seinem Sternkatalog und ordnete ihnen Flamsteed-Nummern zu. Er schuf die Grundlage für die systematische Kartierung von Sternhaufen.
• Charles Messier (1771):
Der französische Astronom Charles Messier nahm die Plejaden als Objekt M45 in seinen berühmten Katalog auf. Dies war einer der ersten Schritte zur modernen Definition von Sternhaufen.
• Friedrich Wilhelm Herschel (18./19. Jahrhundert):
Herschel untersuchte die Plejaden mit seinen leistungsstarken Teleskopen und identifizierte zahlreiche schwächere Sterne, die zum Sternhaufen gehören.
Heutige Klassifizierung
• Die Plejaden werden heute als offener Sternhaufen klassifiziert. Ihre moderne astronomische Bezeichnung ist M45, und sie gehören zu den am besten untersuchten Sternhaufen der Milchstraße.
• Position und Entfernung: Die Plejaden befinden sich im Sternbild Stier, etwa 444 Lichtjahre von der Erde entfernt.
• Mitglieder: Mindestens 1.000 Sterne gehören zu den Plejaden, obwohl nur etwa 6–7 mit bloßem Auge sichtbar sind.
Technische Informationen zum Foto:
Das Foto entstand mit meinem neuen „Weitwinkel“-Teleskop mit 180mm Brennweite. 20 Stunden Gesamt-Belichtungszeit bestehend aus 5 min-Einzelfotos.
Teleskop: Askar FMA180 pro
Astrokamera: ZWO 183mc pro
Montierung: Skywatcher HEQ5
Filter: UV-IRcut